Die kurzweilige Geschichte der Webstandards

(Mein 200ster Artikel. Wie die Zeit vergeht.)

Das Webdesign hat eine noch ziemlich junge Geschichte. Trotzdem gibt es bereits viele Entwicklungen bei den Layout-Techniken

Die Geschichte der Webstandards

1991

Die erste Webseite wurde von Sir Tim Berners-Lee veröffentlicht. Sie war ganz simpel aufgebaut und zeigte den Nutzen des World Wide Web. Das W3C stellte später eine Kopie von Berners-Lees Erklärung aus dem Jahr 1992 online. Die Seiten aus den Anfangsjahren des Internets waren ganz und gar schlicht, denn HTML erlaubte nur wenige Gelegenheiten zur Strukturierung. Das Einbinden von Tabellen und Fotos in ein HTML-Dokument war erst einige Zeit später möglich.

1994

Das W3C (World Wide Web Consortium) wurde mit dem Ziel gegründet, einheitliche Webstandards festzulegen.

1995

Die erste HTML-Spezifikation (HTML 2.0) erschien. Diese Spezifikation erlaubte weiterhin nur einspaltige und einfach strukturierte Webseiten.

1996

CSS1 wurde veröffentlicht. Die Unterstützung durch Internetbrowser war noch sehr niedrig.

1997

Die nächste HTML-Spezifikation erschien mit HTML 3.2. Durch die nun eingesetzten Tabellen begannen Webdesigner den Internetauftritten eine Struktur in Form von Navigationsleisten zu geben. Es gab erstmalig zwei- und mehrspaltige Layouts.

Das Unternehmen Macromedia präsentierte zwei Techniken zur Gestaltung von Webseiten: Shockwave, entwickelt für CD-ROMs aber auch im Internet einsetzbar, und Flash. Beide boten viele Funktionen, HTML mit dynamischen und multimedialen Inhalten zu erweitern. Die Techniken, die noch heute existieren, gehören nun zu Adobe und sind für ein barrierefreies Design eher problematisch. Es gibt allerdings auch Techniken für barrierefreie Flash-Anwendungen.

Dynamisches HTML (DHTML) ist mit der Einführung des Internet Explorer 4.0 ein Schlagwort der späten 90er Jahre. Es kombiniert JavaScript, HTML und manchmal auch serverseitige Skripte. DHTML bot dem Webdesigner gemeinsam mit Flash die Möglichkeit, interaktive Webanwendungen aufzubauen.

1998

CSS 2.0 war fertig. Tabellenlayouts beherrschten zu dieser Zeit trotzdem noch das Webdesign der späten 1990er. Einerseits lag es daran, dass Internetbrowser die CSS Spezifikationen nicht richtig wiedergaben und andererseits, dass verstärkt WYSIWYG Editoren ohne Unterstützung des CSS-Designs eingesetzt wurden.

1999

Die HTML 4.01 Spezifikation wurde veröffentlicht. Am Ende der 1990 hatte das W3C jedoch erhebliche Schwierigkeiten, mit der Entwicklung der Browser Schritt zu halten und die Webstandards festzulegen, da beispielsweise „Frames“ schon länger von den unterschiedlichen Browsern angezeigt wurden. Mithilfe von Frames können Seiten schneller laden und aufgebaut werden, da nur Teil-Bereiche der Seite neu geladen werden mussten. Gleichzeitig gab es immer wieder Kompatibilitätsprobleme mit Screen-Readern und die Textversion war geboren.

1999

Das W3C veröffentlichte noch vor der Jahrtausendwende die Web Content Accessibility Guidelines 1.0. Obwohl das Internet von Beginn an geräteunabhängig geplant war, führte die Entdeckung des Internets durch die Wirtschaft dazu, dass immer neue Web-Techniken durch die Hersteller der Browser eingeführt wurden. Die Standards zur Barrierefreiheit sollten besonders – aber nicht nur – die Kompatibilität mit technischen Hilfen wie Screen-Readern sicherstellen.

Die neueren Webstandards

2000

Erst mit Netscape 6, dem Nachfolger von Netscape 4, wurde CSS Design alltagstauglich. Bis dahin war, neben der mangelnden Browser-Unterstützung kaum ein Webdesigner fähig, richtige CSS Designs zu erstellen. Seiten, die mit CSS entwickelt werden, laden grundsätzlich schneller und zusammen mit den höheren Bandbreiten führt diese Technik zu einem merklich schnelleren Internet. Auch durch die Trennung von Layout und Inhalten und die Unterstützung in allen neueren Browsern, ist das Potenzial von CSS gegeben, Tabellen zu Strukturierungszwecken komplett zu verdrängen. JavaScript und Flash können mit CSS dagegen nicht ersetzt werden.

Seit etwa 2005

JavaScript kann Browser-übergreifend mit dem XML-http-Request genutzt werden. Die als AJAX („Asynchronous JavaScript and XML“) bezeichnete Technik macht einen dynamischen und barrierefreien Austausch von Inhalten auf einer Seite möglich. Zwar handelt es sich nicht um eine Layout-Technik, doch die beliebige Umwandlung einer Seite hat erheblichen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung.

2008

Seit den 1990er Jahren hat sich die Situation weiter erschwert. Das liegt vor allem daran, da das Vorgehen des W3C zur Veröffentlichung von Webstandards verändert wurde. Damit eine Empfehlung offiziell veröffentlicht werden kann, sind mindestens zwei einstimmige Browser-Umsetzungen nötig. An dem Nachfolger der WCAG 1.0 wurde daher neun Jahre gearbeitet.

Die Web Content Accessibility Guidelines 2.0 wurden kurz vor Ende des Jahres 2008 veröffentlicht. Gegenüber früheren Versionen wurden die Erwartungen einerseits auf technisch überprüfbare Gesichtspunkte beschränkt und andererseits auf die Vielfältigkeit des Webdesigns ausgedehnt. Die Erwartungen werden dabei technik-neutral formuliert.

2011

13 Jahre nach der Vorgängerversion erschien mit CSS 2.1 eine fehlerbereinigte und an die Praxis angepasste CSS Spezifikation. Dieser Webstandard stellt interessanterweise eine Eingrenzung der Spezifikation aus 1998 dar — einige Teile hatten sich nicht als praxistauglich erwiesen.

2014

HTML5 ist die fünfte Version der Hypertext Markup Language, einer Computersprache zur Vernetzung und Auszeichnung von Texten und anderen Inhalten, überwiegend im World Wide Web.

Am 28. Oktober 2014 hat das World Wide Web Consortium (W3C) die fertige HTML5-Spezifikation („W3C Recommendation“) vorgelegt. HTML5 wird somit als Nachfolger von HTML4 die Kernsprache des Internets. Sie ersetzt die Standards HTML 4.01, XHTML 1.0 und DOM HTML Level 2. Sie bietet dem Nutzer neuartige Funktionen wie Audio, Video, lokale Speicher und dynamische 2D- und 3D-Grafiken. Diese Funktionen wurden von HTML4 nicht direkt unterstützt und ließen sich ohne HTML5 nur mit weiteren Plugins (z. B. Adobe Flash) umsetzen. Fortschrittlich sind darüber hinaus neue Elemente, die eine bessere semantische Struktur anbieten.

Und nun?

Was denkt ihr? Wie geht es weiter?

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Hi, ich bin Mika - WordPress-Enthusiast und Webworker aus Leidenschaft. Ich bin Inhaber der Webdesign Agentur / WordPress Agentur Wolkenhart® und freier Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.